Ein weiterer Baustein zur Vollendung des Krönungsmantels wurde gelegt.

Dr. Monika Boosen (Museumsleiterin), Alexander Groll (Leiter Stauferfestival), Hans Vetter (Goldschmied), Gundi Mertens (Stellvertretende Vorsitzende des Staufersaga-Vereins) und Ute Bundschuh (Gewandmeisterei).

        von Staufersaga

Der Krönungsmantel, Bestandteil der Insignien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ist das Hauptstück des Krönungsornates der römisch-deutschen Kaiser. Er wird im Original in der weltlichen Schatzkammer in der Wiener Hofburg aufbewahrt. Durch die Inschrift ist die Herkunft des Mantels weitestgehend gesichert. Er wurde im Jahre 528 nach islamischer Zeitrechnung, also um 1133/34 nach dem gregorianischen Kalender geschaffen. Seit 2011 wird an der Nachbildung des Krönungsmantels in der Gewandmeisterei des Staufersaga Vereins gearbeitet. Nach dem Tod von Stephan Kirchenbauer-Arnold, der die Nachbildungen der Reichsinsignien in Schwäbisch Gmünd auf den Weg gebracht hatte, setzte sich Gundi Mertens, stell. Vorsitzende des Staufersaga Vereins, für sein Vermächtnis ein im Sinne einer gemeinsamen Herzensangelegenheit. Zusammen mit Ute Bundschuh, der Leiterin des Stick-Teams, Christa Jäger und vielen weiteren passi­onierten Handarbeiterinnen nimmt dieses gewaltige Unterfangen immer mehr Gestalt an. Es ist eine große Herausforderung, diesen Mantel, Teil des Krönungsornats römisch-deutscher Kaiser, als Replik anzufertigen. Wiederholt wurde von der weltweit einmaligen, äußerst diffizilen Arbeit in den Medien berichtet. Anlässlich der Landesgartenschau wurde der "Unvollendete"  den Besuchern im Museum im Prediger zugänglich gemacht. 31 höchst schwierig anzufertigende Emails fehlen noch, damit die Vorderkante des Mantels ange­bracht werden kann. Doch auch ohne diesen Abschluss kann der Besucher schon jetzt beim Betrach­ten etwas von der Kraft und Stärke spüren, die dieses seit Jahrhunderten bestehende Werk ver­sprüht. Ein weiterer Schritt in Richtung Vollendung ist nun getan: der Verschluss des Krönungsmantels wurde vom Gmünder Goldschmied Hans Vetter in über 300 Arbeitsstunden gefertigt. Hans Vetter konnte zu exakten Informationen, den Verschluss des Krönungsmantels betreffend, mit Hilfe des Kurators Dr. Franz Kirchweger von der Wiener Hofburg gelangen.  Ungestörte Besuche in der Schatzkammer, Makroaufnahmen und vor allem Gespräche konnten das bereits fundierte Wissen  des Goldschmieds noch bekräftigen, so dass er sich an diese diffizile Arbeit herangewagt hat. 

Hier schildert der Goldschmied den Ablauf seiner Arbeit:
Zu Anfang mussten ca. 10 m feinster Draht mit einem Durchmesser von 0,1 mm hergestellt werden. Dieser wurde dann über offener Flamme ausgeglüht und in der Mitte zusammengelegt, so dass es doppelt 2 x 5 m ergab. Dieser doppelte Draht wurde dann "gedrillt", also gekordelt, wiederum ausgeglüht, um gleiche Win­dungen und eine Bruchfestigkeit zu erhalten. Danach wurde die ganze Länge des Drahtes zusammengelötet, in dem man im Abstand von 3 cm feinste Lötpartikel auflegte, so dass diese dann nach Erhitzen des Drahtes denselben miteinan­der verbanden. Dies ist notwendig, um beim anschließenden Flachwalzen auf 0,1 mm ein Auseinanderspleißen der Drähte zu verhindern. Nach diesem Vorgang wird der Draht in gleich lange Stücke von 4,5 mm mit einer Spezialzange ge­schnitten und daraus die einzelnen Schnörkel gebogen. Nach dem Biegen wird jeder Schnörkel auf der Rückseite "abgezogen", damit er ganz flach aufliegt. Dieser Vorgang ist absolut notwendig, damit dieser beim anschließenden Erhitzen genauen Kontakt bekommt und somit die Lötmasse im Draht sich mit der Grundplatte verbinden kann. Dies ist der schwierigste Teil der Arbeit. Ein gleichmäßiges Erhitzen der Grundplatte und der darauf liegenden Teile entscheidet über den Gesamterfolg. Entweder die 3000 Schnörkel haften, oder sie fallen ab und man muss den Prozess von vorne an be­ginnen. Mit dem Material Silber lässt sich dieser Vorgang nicht x-mal nachvollziehen, da die Lötmasse bei jedem "Glühen" eindiffundiert und u.U. nicht mehr haftet. In Gold könnte man diesen Vorgang problemlos wiederholen, aber das Material wäre auch entspre­chend teurer. Nachdem alle 3 Dekorplatten des Verschlusses, die dem gleichen Herstell-Verfahren entsprechen, fertig sind, beginnt der Unterbau der Schließe. Die Platten müssen passgenau mit den Kanten abschließen, denn ein Umfeilen ist wegen der bereits aufgebrachten gekordelten Einfassungsdrähte nicht mehr möglich. Die Oberseite der Schließe zieren drei purpurfarbene Cabochon-Amethyste. Die außergewöhnliche Form der Steine wurde an Hand einer speziell angefertigten Schablone eingeschliffen. Die Steine wurden in die vorgefertigten Platten von hinten eingepasst und auf der Schließe vernietet. Die Technik der Schließe ist eine archaische Verschlusstechnik mit ineinandergreifenden Ösen, die zusammengesteckt durch einen Verschlussstift zusammenhalten. Der Staufersaga Verein möchte erreichen, dass der Krönungsmantel in vollendeter Schönheit im Jahr 2019 bewundert werden kann. Alexander Groll wies auf die Wichtigkeit der Replikation hin, denn keine andere Stadt verfügt über solche Kunstwerke wie: Reichapfelel; Reichskrone; Krönungsmantel. Die Stadt Schwäbisch Gmünd hofft, mit Hilfe dieser authentischen Handwerkskunst, langfristig viele Menschen nach Schwäbisch Gmünd zu locken und zu begeistern. Darüber hinaus verbindet der Verschluss des Krönungsmantels wunderbar die Kunst der Staufer mit der traditionsreichen Kunst der Gold- und Silberschmiede von Schwäbisch Gmünd.

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